Wir Menschen brauchen die Begegnung – ein Interview mit Sylvie Stavaric, CEO des BeLinked Business Networks

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Veranstaltungen sind sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich eine willkommene und oft bereichernde Tätigkeit, der man gerne nachgeht. Seit ungefähr einem Jahr jedoch sind die Begegnungen mit anderen Menschen zumindest in persönlicher Form kaum möglich. Wie gehen diejenigen damit um, deren Businessmodell davon abhängt?

Frau Mag. Sylvie Stavaric, Gründerin und CEO des Business Networks BELINKED spricht mit uns über ihre Erfahrungen und wie die Zukunft von Veranstaltungen aussehen könnte.

Frau Stavaric, Sie haben es bestimmt schon oft gehört, aber vielleicht können Sie es nochmal für unsere Leser zusammenfassen: Was ist der Unterschied zwischen BeLinked Veranstaltungen und “normalen” Business Events? Das Angebot im Bereich CEO Talks oder HR Veranstaltungen ist ja nicht unbedingt klein.

Die Frage begleitet mich jetzt seit mittlerweile 11 Jahren. Es ist eigentlich recht simpel: wir bieten geschlossene Veranstaltungen für ausschließlich 100 Führungskräfte an. Diese Menge haben wir damals gewählt, da uns ein überschaubarer Rahmen wichtig war, wir verwenden auch gerne den Begriff familiär dafür.
Es soll also nicht zu anonym werden. Je mehr Teilnehmer eingeladen werden, desto stärker erhält das Ganze einen Messecharakter. Wir wollten das Persönliche im Vordergrund stehen haben, deshalb bot sich diese Menge von 100 Teilnehmenden gut an. Genau so wird es auch wahrgenommen. Die Teilnehmer:innen und unsere Partner:innen melden uns zurück, wie nett so ein Treffen einmal im Jahr ist – es fühlt sich wie ein Wandertag oder ein Klassentreffen an. Genau das ist es, was wir wollen – dass es sehr persönlich, sehr emotional ist. Auch untereinander kennen sich die Teilnehmenden mittlerweile sehr gut.

Der zweite Grund, der eigentlich das Herzstück von BeLinked darstellt, sind unsere Vorgespräche, die wir mit den Teilnehmer:innen und Partner:innen im Vorfeld führen. In dieser Form machen in Österreich das ausschließlich wir. 6 Wochen vor der eigentlichen Veranstaltung können sich alle in unser Onlineportal – das war übrigens schon immer online – einloggen. Sie sehen, wer die anderen Teilnehmer:innen oder Partner:innen sind. Alle sind mit ihren persönlichen Wunschthemen, Herausforderungen oder Interessen dargestellt. Dann kann jede:r entscheiden, wen er/sie, zum Beispiel basierend auf ähnlichen Interessen oder Challenges, für ein Einzelgespräch anfragen möchte. Wichtig dabei ist uns, dass alles sehr simpel und userfreundlich ist. Man sieht die Teilnehmer:innen und daneben befindet sich ein Anfragebutton. Einmal angeklickt, ist die Gesprächsanfrage verschickt, um den Rest kümmert sich dann das BeLinked Team. Wir haben wie jede:r andere auch unsere Stammkunden, aber uns ist ebenfalls sehr wichtig, dass neue Teilnehmer:innen, neue Partner:innen dabei sind, sodass die Events jedes Jahr aufs Neue gut durchmischt werden. Diese Mischung aus alten und neuen Teilnehmer:innen und Partner:innen ist sehr ausgeglichen und schafft von Jahr zu Jahr neue Energie.

Die vorbuchbaren Einzelgespräche einerseits, die geschlossenen Veranstaltungen für maximal 100 Teilnehmer andererseits – das ist es, was uns wesentlich von unserem Mitbewerb unterscheidet, die alle ein anderes Business Modell haben.

 

Wir als Pavelka-Denk sind ja die letzten Jahre schon Partner bei der BeLinked HR Veranstaltung gewesen und heuer erstmals als Partner bei dem BeLinked CEO Event dabei. Letztes Jahr haben wir sozusagen live miterlebt, wie toll und wie schnell Sie auf die Corona-Herausforderung reagiert und aus einer persönlichen eine digitale Veranstaltung gemacht haben. Wie haben sich Ihrer Meinung nach Veranstaltungen in letzter Zeit verändert? Was sind die Vor- bzw. Nachteile von digitalen Veranstaltungen?

Als Corona damals im März in unser aller Leben getreten ist, standen wir kurz vor einer Veranstaltung. Die meisten Events waren damals im ersten Halbjahr geplant. Am Anfang war man da in einem Schockzustand. Veranstaltungen wurden verboten, man konnte einfach nichts planmäßig durchführen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon alle Veranstaltungen fertig vermarktet. Wir sind dann aber recht schnell ins Tun gekommen. Durch die vorbuchbaren Vorgespräche hatten wir den Vorteil, schon ein Online-Portal zu haben. Wir mussten nichts neu programmieren lassen, sondern haben es adaptiert. Mit diesem Tool bieten wir uns perfekt für Online-Events an, weil die Einzelgespräche nicht persönlich, sondern virtuell stattfinden können. Diese Idee hat uns dann ziemlich schnell begeistert.

Alle unsere Teammitglieder haben im letzten Jahr an vielen digitalen Veranstaltungen teilgenommen. Ich bin da selbst sehr kritisch, weil eine digitale Veranstaltung es schaffen muss, die Zuschauenden über einen längeren Zeitraum zu packen. Bei mir persönlich ist es oft so gewesen, dass dies bei keiner Veranstaltung der Fall war. Ich war dann 10, 15 Minuten online, zum Beispiel bei einem klassischen Kongress, der digital veranstaltet wurde und war dann aber sehr schnell wieder weg. Mir hat dieses Persönlich-Virtuelle gefehlt – die Einzelgespräche mit den anderen Peers, die man sich vereinbart hat. Genau das hatten wir – wir haben dann entschieden, live aus Mauerbach zu streamen, wo wir mit einem Produktionsteam vor Ort waren. Unsere Speaker waren dann auch alle live dort und haben ihre Vorträge gehalten. Die virtuellen Einzelgespräche waren über den Tag verteilt, parallel dazu gab es einen Live-Chat. Wir waren sehr gespannt, was unsere Teilnehmer:innen sagen, wir konnten das im Vorfeld gar nicht abschätzen. Das Tolle war, es sind wirklich alle mitgezogen – Teilnehmende, Partner, Speaker, und das bei jedem Format. Wir haben ja doch einige Veranstaltungen und bei jeder einzelnen haben wir diesen Support und diese Loyalität erhalten, das war unglaublich schön. Ohne diese Unterstützung kann man das auch gar nicht machen.

Die Veranstaltungen finden über einen ganzen Tag verteilt statt – das Schöne dabei war, dass unsere User (Teilnehmende und Partner) die ganze Zeit über dabei waren. Die Vorträge wurden live gestreamt, dann ging es in die Einzelgespräche, dann gab es wieder Vorträge und später auch einen virtuellen Round Table. Zusätzlich gab es eben den Live-Chat, der das persönliche Gespräch mit uns als BeLinked Team ersetzt hat und in dem wirklich so viele Personen ständig mit uns interagiert haben. Die Live-Chat Möglichkeit zu bieten ist ja an sich keine große Herausforderung, aber wie man mit solchen Sachen Nähe und das Persönliche herstellen kann, das hat mich sehr überrascht.

Pro Veranstaltung haben wir rund 400-500 Einzelgespräche, die im Vorfeld koordiniert werden. Alle davon haben auch dieses Mal stattgefunden – eben virtuell. Im Vorhinein haben wir gehofft, dass auch tatsächlich alle zu den Einzelgesprächen auftauchen – man wusste ja nicht, hält man sich daran, auchwenn das sozusagen “nur” virtuell ist? Das hat so toll und reibungslos geklappt und war sehr schön mitzuerleben.

 

Zum Thema Home-Office prognostizieren ja einige Studien, dass auch nach der Coronakrise eine Mischform zwischen Home-Office und Büropräsenz bestehen bleiben wird. Wie sehen Sie diese Option bei Veranstaltungen und was ist diesbezüglich die Zukunft von BeLinked?

Ich persönlich glaube, dass, sobald es wieder ohne großartige Sicherheitsauflagen möglich ist, Veranstaltungen auch wieder gewohnt persönlich stattfinden werden. Dieser kurzfristige Trend der Online- bzw. Hybridevents musste jetzt gemacht werden, die Umstellung darauf ist kein großes Problem. Sobald Corona jedoch vorbei oder zumindest die Durchimpfungsrate erreicht ist, wird sich meiner Meinung nach sehr schnell das alte Leben wieder einstellen.

Wir haben heuer alle unsere Events im Juni und September geplant und auch bewusst so gewählt, wegen der warmen Jahreszeit und der Outdoor- Möglichkeit. Wir möchten komplett persönlich veranstalten, natürlich mit den gängigen Sicherheitsauflagen. Wir werden beispielsweise eine eigene Teststraße vor Ort haben, ich glaube mehr kann man gar nicht machen. Aktuell sind wir auch für fast alle Events schon ausgebucht.

Unsere Teilnehmer:innen und Partner:innen möchten definitiv zu einer persönlichen Veranstaltung kommen. Allerdings müssen wir abwarten, wie sich die Situation bis dahin entwickelt. Sollte etwas dazwischen kommen, ist die Online-Veranstaltung oder eine Hybridform natürlich wieder ein Thema. Auch wissen wir nicht, ob Unternehmen all ihren Führungskräften gestatten, an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen, das ist eine große Frage. Nicht, dass die Führungskräfte nicht persönlich kommen wollen – alle sehnen sich nach persönlichen Treffen und langfristig gesehen wird es wieder Veranstaltungen vor Ort geben, weil der Wunsch danach einfach groß ist. Wir sind Menschen, wir brauchen die Begegnungen.

Kleinere Formate, die man im digitalen abhalten kann, können andererseits auch eine große Chance sein. Wir haben gesehen, es klappt gut und wird auch positiv aufgenommen. Aber ich glaube definitiv nicht, dass persönliche Veranstaltungen dadurch ersetzt werden.

 

Warum haben Sie eine so hohe Erfolgsquote was das Matching der Teilnehmer:innen betrifft? Ganz einfach gesagt: Warum gehen die Leute so gerne zu BeLinked Veranstaltungen?

Gute Frage! Ich glaube, dass es eine Mischung aus mehreren Komponenten ist. Die erste ist die schon erwähnte familiäre Gestaltung. Wir kennen unsere Teilnehmer:innen und Partner:innen seit mittlerweile 11 Jahren. Bei uns gibt es keine Massenaussendungen oder Ticketing, wir sprechen mit jedem/jeder persönlich. Da sitzen wir in einem persönlichen Meeting, plaudern ca. eine Stunde über Beruf und auch über Privates. Die persönliche Ebene, die durch diese Begegnung entsteht, zieht sich fort. Die Chemie muss, wie überall im Leben, zwischen BeLinked und einem/r Partner:in passen. Wenn das Produkt zusätzlich gut ist – und wir haben mit den Einzelmatchings einfach ein gutes Produkt am Markt – dann kommt man gerne. Man schaut sich an, ob dieses Format für einen persönlich in Frage kommt, und falls ja, kommt man immer wieder.

Neben der persönlichen Komponente und ist das Einzelmatching der zweite Bestandteil unseres Erfolgs. Teilnehmende bei uns können alle Gesprächstermine im Vorfeld vereinbaren. Es ist nicht wie bei einem klassischen Veranstalter, bei dem man nicht weiß, wer auf einem Event ist. Wo man sich denkt, eigentlich würde mich Person XY interessieren, aber wie spreche ich sie jetzt an? Nicht jeder geht einfach zum Buffet und fängt ein Gespräch an. Ich kenne das selbst gut. Genau diese Effizienz unserer Veranstaltungen schätzt unsere Zielgruppe sehr. Man kann sich im Vorhinein ansehen und aussuchen, mit wem man auf der Veranstaltung sprechen möchte und diese Mischung ist toll.

Das Sahnehäubchen, wenn man so möchte, sind unsere wundervollen Speaker. Wir haben keine Fachvorträge auf unseren Veranstaltungen, sondern immer Menschen, die einen inspirieren und über den Tellerrand hinausschauen – diese Herangehensweise war schon immer das Credo von BeLinked. Speaker bei uns sind beispielsweise ehemalige Geheimagent:innen, Kampfsportler:innen, Künstler:innen, usw. Die Teilnehmenden können uns sagen, wen sie gerne hören wollen. Es ist ein sehr stark auf Teilnehmer:innen und Partner:innen abgestimmtes Event, wo beide Seiten sehr viel mitgestalten können. Dadurch bekommt man ein stückweit das Gefühl, es ist das eigene Event, weil man so viel mitbestimmen kann. Das ist sicherlich auch eine Erfolgskomponente.

 

 

Interviewt: 24.03.2021, Mag. Sylvie Stavaric, Gründerin & CEO BELINKED business Networks

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