„Erfolgreiches Leadership in Krisensituationen“

Was „Erfolgreiches Leadership in Krisensituationen“ bedeutet und wie man es richtig umsetzt, das hat Georg Geyer, Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen in unserem Business Breakfast an 20 Top-Führungskräfte und HR-Leader in einem spannenden Vortrag erläutert.

Georg Geyer ist Logistiker und seit 2022 Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen.

Der Wiener Georg Geyer studierte Recht und arbeitete lange im Bereich IT. Seit 2011 ist er für Ärzte ohne Grenzen tätig. Als Logistiker ist er bei seinen Einsätzen für technische Belange, den Fuhrpark, die Materialwirtschaft und andere Aspekte zuständig. Der sinnstiftende Aspekt der humanitären Hilfe war für ihn der Grund, sich in der internationalen Organisation zu engagieren. An Ärzte ohne Grenzen schätzt er vor allem die Unabhängigkeit – also ohne Kompromisse das tun zu können, was Menschen in Not am dringendsten brauchen.

Krisen gehören zu unser aller Leben. In Unternehmen helfen Prozesse, diese Herausforderungen zu meistern. Leadership in Krisensituationen ist von einer NGO auf jedes Unternehmen umsetzbar. Das hat uns Georg Geyer in seinem Vortrag eindrucksvoll belegt.

Security Management – ist Nr. 1 bei jedem Einsatz

Der tägliche Austausch ist der Schlüssel. In täglichen Team-Meetings bei Einsätzen gibt es Richtlinien und Monitoring dazu – jegliche aktuelle Meldungen werden besprochen.

An Themen dranbleiben und diese durch beispielsweise Schulungen wiederholen. Die Kooperationen mit anderen Organisationen zeigt sich oft als schwierig, da diese mitunter anders arbeiten als MSF / Ärzte ohne Grenzen und keine so hohen Standards erfüllen. Ein Mitarbeiter einer anderen Organisation hatte sich beispielsweise mit Ebola infiziert und dies nicht sofort kommuniziert. Die firmeninternen Standards sind bei Ärzte ohne Grenzen sehr hoch und dieses Level soll gehalten werden.

Stakeholder Management

Im ersten Schritt ist eine Risikoanalyse das Wichtigste:

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Krise?
Was sind die Maßnahmen?
Was kann ich tun, um Risiko zu reduzieren?
Tritt das Risiko ein, was tue ich dann?

Definierte Kommunikationslinien sind das „Um und Auf“: Wie läuft die Kommunikation im Krisenfall ab. Hört das Ärzte ohne Grenzen Team beispielsweise 30 Minuten nichts von einem Kollegen, wird ein anderer Kollege kontaktiert – als weitere Eskalationsstufe kann ein „Incident-Team“ eingeschaltet werden.

Jedes Land hat seinen eigenen Country Security Plan – think globally, act locally.

Es muss klare Hierarchien und Verantwortlichkeiten geben.
Projekt- und Prozessmanagement sind wichtig mit klaren Definitionen. Die kontinuierlichen Schulungen der Mitarbeiter sind essentiell. Simulationen und Szenario-Techniken werden dabei angewandt. „Lessons learned“ und das Teilen des Erlebten sind wesentlich.
Gute Planung ist alles und führt zu einer erfolgreichen Mission.
Pläne sind wertlos, aber Planen ist alles.

Simulieren, planen, trainieren – man kann einfach nicht genug gut vorbereitet sein.

Ebenso wie in Unternehmen reduziert man bei NGOs auf einer Seite eine Schwäche, dann taucht auf der anderen Seite wieder eine neue auf. Sich mit Themen vorab auseinandersetzen hilft, um bestmöglich im Eintrittsfall vorbereitet zu sein.

Ressourcenplanung

Wieviele Ressourcen möchte ich bereitstellen, um im Bedarfsfall richtig reagieren zu können? Ressourcen sollen, wenn diese erforderlich sind, möglichst sofort voll eingesetzt werden. Wird Nachschub benötigt, wird alles genommen, was brauchbar ist. Die erste Frage, die sich eine NGO stellt: Habe ich die Ressourcen? Wenn ja, dann helfe ich mit.

Rasches Handeln – Kurze interne Wege – schnelle Entscheidungen. Auch das ist sehr gut ins Leadership umlegbar.

Risiken identifizieren und bewerten – es gibt es immer wieder Situationen, mit denen man nicht rechnet und die nicht eingeplant waren. Beispielsweise der Covid19-Ausbruch. Auch damit hatte Ärzte ohne Grenzen nicht gerechnet; Hindernisse waren neben Krankheitsfällen auch die Reisebeschränkungen. Und die Tatsache, dass in vielen Ländern Covid19 gar nicht das wirkliche Problem war, sondern andere tödliche Krankheiten oder die Tatsache, dass es einfach überhaupt keine Intensivbetten gibt, musste erst gelernt werden. Ressourcenplanung soll immer im HR-Bereich untergebracht und fix integriert werden.

Leadership Gedanke

Das Team ist der Schlüssel zum Erfolg. Vertrauen ist ein fixer Bestandteil der Unternehmenskultur. Input vom Team suchen und Vertrauen und Transparenz leben. Klare Verantwortungsregeln und Hierarchien.

Gute und klare Ziele setzen, von oben nach unten kommunizieren, auf allen Ebenen, über alle Rollen und Positionen hinweg.

MLF / Ärzte ohne Grenzen haben genaue Organigramme, ganz klare Regelungen zu Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Gehältern. Es gibt eine klare Struktur mit Vorgaben, welche Rolle mit wieviel Verantwortung wieviel verdient -> Es besteht eine hohe Transparenz und alle Mitarbeiter sind darüber informiert.

Ärzte ohne Grenzen haben das Bemühen zur vollkommenen Transparenz im Bewerbungsprozess. Job-Besetzungen in anderen Ländern laufen sonst oft über Schiebung oder auch Bestechung. Das Vorort-Recruitment beim Einsatz in anderen Ländern mit Korruption ist Thema Nummer 1.

Auch Non-Profit Organisationen haben mit Themen wie Fluktuation, Problemen mit der Nachfolgeplanung und oft schnell benötigtem Personal zu kämpfen. Wirtschaftliche Bedingungen oder unerwartete Entwicklungen stellen sie vor Herausforderungen, auch im Finanzmanagement.

Viele angesprochene Themen von Georg Geyer / Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen werden davon in Unternehmen mit Sicherheit schon gelebt.

Das Credo für die Motivation der Mitarbeiter:innen muss sein: