Jetzt ist die Zeit, um durchzustarten – Interview mit Karriere-Expertin Doria Pfob

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Vor nicht allzu langer Zeit führte Doria Pfob, Karrierecoach, Initiatorin und Gründerin der Langen Nacht der Bewerbung sowie des Storytelling-Blogs Erleuchtend Erzählt, ein Interview mit unserem Geschäftsführer. Hermann Pavelka-Denk war von dem einzigartigen Format von Erleuchtend Erzählt – nämlich Chefs von einer anderen Perspektive aus zu interviewen – sehr beeindruckt. Heute dürfen wir die Rollen tauschen und ein paar Fragen an Frau Pfob stellen.

Frau Pfob, was macht Ihrer Meinung nach, erfolgreiche Unternehmer aus? Sie haben das Buch HerzensMarken geschrieben, welches sich unter anderem mit diesem Thema beschäftigt. Können Sie uns hierzu einen Einblick geben?

Ich glaube, dass man das so pauschal nicht beantworten kann. Das hängt einerseits von der Branche ab, als auch von der Örtlichkeit und von der Zielgruppe – und es spielt mit Sicherheit immer Glück eine wichtige Rolle. Ein wesentlicher Faktor ist es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Ein persönliches Beispiel: wir haben 2017 die Lange Nacht der Bewerbung in Graz gestartet, mittlerweile sind wir ebenfalls in Wien, Linz und Klagenfurt vertreten. Beim Start in Graz habe ich die E-Mail an die Unternehmer geschickt – 7 Minuten später hatte ich einen Hauptsponsor am Telefon. Das war Glück und der richtige Zeitpunkt. Im Jahr darauf haben wir zuerst Wien und dann Klagenfurt dazu genommen. In Klagenfurt haben sich die Unternehmen sehr zögerlich angemeldet – das Gegenteil von Graz sozusagen. Hätte ich mit Klagenfurt begonnen, weiß ich nicht, ob es die Lange Nacht der Bewerbungen heute gäbe.

Was aber auf jeden Fall alle erfolgreichen Unternehmer, die ich kenne, gemeinsam haben, ist Fleiß und Leistung.

Warum schaffen es manche und andere nicht?

Durchhaltevermögen. Das Durchhaltevermögen, etwas zu tun, dranzubleiben und nicht gleich beim ersten Hindernis aufzugeben, sondern sich viel eher zu fragen: „Wie kann es trotz dieser Situation funktionieren?“
Ich glaube, das ist die wichtigste Frage. Nie zu fragen „Geht’s oder geht’s nicht?“, sondern „Wie kann es funktionieren?“. Und genau das machen die Erfolgreichen.

Was können Sie Führungskräften und Unternehmern als Rat für Krisenzeiten wie die aktuelle Coronasituation mitgeben?

Jetzt durchzustarten. Corona als schwierige Situation wahrzunehmen und darüber nachzudenken, was es braucht, damit man sich für die Zukunft rüsten kann. Unternehmer sollten sich fragen, welche Mitarbeiter sie für diese Situation brauchen. Ich glaube, Krisenzeiten erfordern auch andere Menschen beziehungsweise andere Lösungsansätze. Man sollte sich jetzt nicht hinsetzen und sagen „Warten wir ein bisschen.“, sondern jetzt durchstarten, um nachher, wenn die Krise vorbei ist, die Ersten zu sein und nicht die Letzten.

Vielleicht ist es mit Social Media vergleichbar: Facebook & Co sind deshalb so erfolgreich, weil sie die Ersten waren in einer Zeit, in der die Mehrheit mit diesem Konzept nichts anzufangen wusste. Diejenigen, die jetzt aufspringen, sind spät dran. Ich glaube die Krise ist dazu da, um ein untenrehmen und den Markt neu zu denken, um dann die Nummer Eins zu sein.

Sie organisieren die Lange Nacht der Bewerbung – was hat es damit auf sich und für wen ist sie gedacht?

Die Lange Nacht der Bewerbung bringt großartige Unternehmen und großartige Bewerber zusammen. Es geht darum, dass beide Seiten Zeit und Wege sparen. Die Leute sind an einem Ort – die Unternehmen führen 20 Bewerbungsgespräche, die Bewerber führen bis zu 6 Gespräche innerhalb von fünf Stunden. Da profitieren beide Seiten davon.

Auf der anderen Seite geht es darum, dass die Recruiter sich für neue Potentiale öffnen. Bei uns gibt es keine Stellenausschreibungen, sondern nur Bereichsausschreibungen. Beispielsweise kann das Unternehmen sagen, sie suchen Kandidaten im Vertrieb, in der Forschung, in der HR, etc. Der Bewerber bereitet sich in einem 2-Minuten-Pitch vor, in dem er dem Unternehmen darlegt, wo genau er sich in diesem Bereich sieht und welche Fähigkeiten mitgebracht werden, bzw. welchen Nutzen er stiften möchte. Auf Basis des Pitches hat der Recruiter 8 Minuten Zeit, konkrete Fragen zu stellen. Somit kann das wahre Potential des Bewerbers erkannt werden und nicht nur die angepasste Variante an eine Stellenausschreibung.

Das Konzept kommt sehr gut an. Es kommt häufig vor, dass Lebensläufe leider ungeschickt erstellt werden. Ich habe schon öfters die Rückmeldung von Recruitern erhalten, sie hätten eine Person aufgrund des Lebenslaufes nicht eingeladen. Durch die Möglichkeit zum Gespräch bei der Langen Nacht der Bewerbung – die Bewerber werden mit den Unternehmen von uns gematched – gab es Fälle, in denen genau solche Kandidaten schlussendlich eingestellt wurden, weil das Bild nach dem Gespräch ein ganz anderes war, als das vom Lebenslauf vermittelte. Aus der Hirnforschung wissen wir, dass nur 15% unserer Entscheidungen bewusst, die restlichen 85% hingegen unbewusst getroffen werden – die Lange Nacht der Bewerbung schafft neue Möglichkeiten der Evaluierung.

 

 

Interviewt: 27.08.2020, Doria Pfob MSc, Business & Karrierecoach –  www.langenachtderbewerbung.comwww.erleuchtenderzaehlt.at

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