Herausforderungen bei der Personalsuche im IT Bereich

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Wir konnten den langjährigen Geschäftsführer, Mag. Johann Schmit, des IT Beratungsunternehmens ANECON für ein persönliches Interview gewinnen.  

ANECON begleitet und unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung strategischer IT-Projekte. Es ist erfolgreich seit 1998 am Markt und feierte heuer das 15-jährige Jubiläum. Mit rund 100 Mitarbeitern gehört es zu den führenden mittelständischen Softwarehäusern und Lösungsanbietern in Österreich. 

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Herr Mag. Schmit, wie hat sich das Thema Personalsuche in Ihrem Unternehmen entwickelt?

Hans_Schmit_Anecon_c_Steve_HaiderANECON ist über die Jahre stetig organisch gewachsen. Wir mussten immer aktiv Mitarbeiter finden. Anfänglich war Recruiting ein reines Managementthema und wurde operativ von der Geschäftsführung durchgeführt. Seit 2006 gibt es eine eigene Human Resources Abteilung. Ich persönlich führe nur mehr die Endrundengespräche für Schlüsselfunktionen mit den Kandidaten.

Unsere Human Resources Managerin Mag. Karin Schmitzer ist u.a. für die Personalsuche, Selektion, das interne und externe Personalmarketing verantwortlich.


Was waren und sind die größten Herausforderungen?

Es ist immer wieder schwer, wenn es um Topressourcen geht – beispielsweise einen guten Analytiker, Projektmanager, Java Architekten, erfahrenen Testautomatisierer oder Salesmitarbeiter zu finden. Warum schwer? Weil in diesen Positionen der Arbeitsmarkt sehr eng ist. Wenn man hier im Monat 1-2 Kandidaten findet ist es viel. Personalsuchen dauern somit in diesen Positionen schon bis zu einem halben Jahr und länger. Eine vorausschauende Personalplanung ist daher sehr wichtig.

Im "normalen" Spezialistenbereich in der Softwareentwicklung und den kaufmännisch administrativen Positionen ist es dagegen leichter die Positionen zu besetzen. 

Eine weitere Herausforderung besteht darin, als "kleines" Unternehmen im IT-Bereich sich gegen die großen wie eine IBM oder Microsoft als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und durchzusetzen. Wir argumentieren hier mit spannenden Aufgaben und Gestaltungsmöglichkeiten versus Geld und scheinbarer/möglicher Karriere.

 

Wie finden Sie die passenden Mitarbeiter?

Wir besetzen rund zwei Drittel unserer Positionen über eigene Netzwerke. Diese sind vor allem bei unseren direkten Kontakten und unseren Mitarbeitern zu finden. Letzteres wird auch über Mitarbeiterwerbeprämien stark gefördert. Diese Suchschiene wird laufend gelebt und kommuniziert. 

Nach außen arbeiten wir stetig daran als "Attraktiver Arbeitgeber" vermehrt wahrgenommen zu werden – Stichwort "Great Place to Work". Es wurde ein neues Erscheinungsbild für die Jobinserate erarbeitet oder auch eine Bewerbungsmappe aus Unternehmenssicht erstellt, um sich bei den Bewerbern zu bewerben und mehr. 

Im Evaluierungsprozess versucht man sich als Dienstleister dem Bewerber gegenüber zu verstehen. Ehrliche und offene Antworten, laufende Informationen und intensive Gespräche führen zu erfolgreichen Besetzungen. Der Bewerbungsprozess ist sehr intensiv und teilweise langwierig, um die richtigen Mitarbeiter zu finden. 

Weiters wird Personalmarketing im Rahmen von PR Artikeln und Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen betrieben. Vor 10 Jahren waren die Mittel sehr auf Homepageauftritte, Inseratschaltungen und den Einsatz von Personalberatern begrenzt. Heute ist „der Kampf um die besten Mitarbeiter“ durch den Einsatz von Social Media und weiteren Methoden viel umfangreicher aber auch vielfältiger geworden. Heute muss man mehr machen, zum Beispiel bei Kununu vertreten sein, Videos auf whatchado schalten, einen Facebook-Auftritt haben, u.v.a.m..

 

Wie schätzen Sie die zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen am IT-Personalmarkt ein?    

Am Markt zeigen sich sehr viele Entwicklungen: Es gibt immer mehr an speziellen Ausbildungsstätten (HTLs, FHs), die Präsenz ausländischer Firmen steigt, Jobs wandern durch Outsourcing ab, viele Leute suchen die Selbständigkeit – und trotzdem: es scheint, dass der Markt schneller wächst als das (qualifizierte) Angebot. Ein zweites Thema sind Gehaltsentwicklungen und -forderungen, die vor allem im Kontext der internationalen Konkurrenz vor allem für uns KMUs nicht immer leistbar sind. Ein drittes, für uns immer wichtiger werdendes Thema ist die Reisebereitschaft. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Flexibilität hinsichtlich Reisebereitschaft, beim Kunden vor Ort eingesetzt zu sein, sehr niedrig ist. Und nicht zu Letzt: Vermehrt erfahren wir auch, dass potenzielle Mitarbeiter immer öfter mehr Sicherheit am Arbeitsplatz suchen. Sie wollen weniger projektorientiert eingesetzt werden.

 

FAZIT: Der IT-Markt ist heiß umkämpft. Es bleibt ein wachsender Markt. Vor allem hochqualifiziertes und erfahrenes Personal ist schwierig zu rekrutieren. Über das eigene Netzwerk werden bis zu zwei Drittel aller Positionen besetzt und wir erwarten, dass das so bleiben wird. Trotzdem: Intern optimiert zu sein reicht nicht aus. Es ist notwendig, Personalmarketing aktiv zu betreiben. Im Fokus bleibt / rückt der Recruitingprozess, der wohl durchdacht sein muss, um die richtigen Mitarbeiter langfristig für das Unternehmen zu gewinnen und zu begeistern. 

 

Interviewt 5.9.2013: Mag. Johann Schmit, Geschäftsführer, ANECON Software Design und Beratung G.m.b.H., http://www.anecon.com/ 

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