Generation Corona: Optimistischer als gedacht

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Seit mehr als einem Jahr ist Corona omnipräsent in unserem Leben und bestimmt unseren Alltag maßgeblich. Lockdowns, Schließungen, Sorgen und Ängste, gesundheitliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen gehören zu den Auswirkungen. Wie sieht es eigentlich die junge Generation Österreichs? Wie gehen die Jungen mit der Pandemie um und wie beeinflusst es ihr Zukunftsdenken?

50 Fragen aus den verschiedensten Lebensbereichen wurden 35.000 Repräsentanten der jungen Generation Österreichs im Rahmen einer Ö3 Online-Umfrage gestellt. Zu den Themenbereichen zählen Alltag, Beziehung, körperliches und seelisches Wohl, Zukunft, Arbeit/Bildung/Finanzielles, Individualität vs. Gemeinschaft, Österreich als Heimat, (Gesellschafts-)Politisches sowie Information und Medien.

Die spannendsten Ergebnisse

Internet, Social Media und persönliche Kontakte

Ein Leben ohne Internet? Für 57,2% der Befragten unvorstellbar. Lediglich 42,8% der Teilnehmer:innen geben an, ohne Internet glücklich sein zu können.

Social Media sehen die Meisten (74,54%) als Unterhaltungs- und Kommunikationsmöglichkeit, nicht jedoch als vertrauenswürdige Informationsquelle. Die primären seriösen Informationsquellen sind nach wie vor die „Klassischen“: Fernsehen, Radio und Zeitungen sind für 90,98% der Befragten eine vertrauenswürdige Quelle, Social Media fällt nur bei 15,03% in diese Kategorie.

Eine Belastung in der Corona-Pandemie sind die reduzierten persönlichen Kontaktmöglichkeiten. Beinahe die Hälfte der Befragten (47,73%) leidet sehr darunter. Einen kleinen Unterschied gibt es zwischen den Gruppen Schüler/Student:innen, welche mehr darunter leiden, und den Berufstätigen. Je älter die Teilnehmer:innen, desto weniger empfinden sie die Kontakteinschränkungen als Belastung. 10,43% aller Befragten halten sich nicht wirklich an die Beschränkung der persönlichen Kontakte.

Zukunftsgedanken und gesellschaftliche Dilemmata

Der Zukunft sehen nur 8,45% komplett pessimistisch entgegen. 25,63% sind optimistisch, 42,45% tendieren ebenfalls eher zum Optimismus. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2016 sogar ein wenig gestiegen – damals sagten nur 13% aus, sie seien sehr optimistisch, während 52% eher zum Optimismus tendierten.

Rund die Hälfte (51,89%) der Teilnehmenden ist der Meinung, die Gesellschaft in Österreich gäbe ihnen die Möglichkeit zu zeigen, was in ihnen steckt. Ein Wert, der seit 2016 etwas abgenommen hat (2016: 59%).

Ein Großteil der Befragten sieht sich als Herr:in des eigenen Lebens – nur 4,45% glauben, was in ihrem Leben passiert, läge nicht in ihrer Macht.

Durch die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt und die Ausbildungslage, wurde die junge Generation bisher schon öfter als eine „verlorene Generation“ bezeichnet. Die Zugehörigen dieser Generation sehen das jedoch anders: 65,28% empfinden diese Bezeichnung als „übertrieben“.

 

In Bezug auf die Wirtschaftskrise in Österreich schätzen die meisten ein, diese würden sich stark bis sehr stark auf ihre Zukunft auswirken (in Summe 67,48%).

Grund zur Sorge bieten aber auch andere Themen. 44,02% sehen die Umwelt als eines der drei Themen, das ihnen am meisten Sorgen macht. An zweiter Stelle landen Soziale Unruhen, an dritter dann die Sorge, genug Geld zu haben. Weitere Bedenken äußern sich in den Punkten leistbare Wohnungen, Bildungssystem, Pensionen, Wirtschaftskrisen und das Gesundheitssystem. Weniger Grund zur Besorgnis hingegen sind Themen wie Steuern, Staatsverschuldung, Zuwanderung oder Jobsuche.

Die Generation der jungen Erwachsenen sieht sich als Teil der Gruppe von Leidtragenden in der Coronakrise – 69,08% sind der Meinung, sie werden später ausbaden, was Corona jetzt anrichtet, indem sie den Schuldenberg abtragen müssen.

55,07% sehen die Corona-Krise als Chance dafür, Probleme zu erkennen und es in Zukunft besser zu machen. 26,34% sind skeptischer: sie meinen, nach Pandemieende wird alles so wie vorher. 18,59% gehen gedanklich noch einen Schritt weiter und sind überzeugt, dass Corona nur negative Folgen hat.

Arbeit für die Sinnstiftung?

Bei dem vorrangigen Sinn von Arbeit scheiden sich die Geister: die Mehrheit (57,58%) sieht darin eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Für 42,42% ist es hingegen eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung.

Gut ein Drittel der Teilnehmenden empfindet ihre Arbeit im Moment als sehr wichtig, nur 6,83% sieht sie als überhaupt nicht wichtig an.

Solidarität mit älteren Generationen scheint verbreitet zu sein: auf die Frage, ob in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit die Arbeitsplätze jungen Menschen vorbehalten sein sollten, stimmen nur 33,41% zu. Die Mehrheit von 66,59% stimmt diesem Statement hingegen nicht zu.

Materielle Sorgen haben die wenigsten der Befragten. 81,93% beschreiben ihre momentane finanzielle Situation entweder als „sorglos“ (30,10%) oder „in Ordnung“ (51,83%). Die meisten erhalten keine regelmäßigen finanziellen Zuwendungen von ihren Eltern: 60,35% erhalten monatlich „Nichts“, 18,84% bekommen „zwischen 50 und 200€“ und 7,42% dürfen sich über 200-500€ freuen.

Solidarität und Vertrauen

Solidarität wird bei fast allen Teilnehmenden großgeschrieben. 94,66% stimmen dem Statement zu, dass „ohne gegenseitige Solidarität nichts im Leben ginge“. Die Ungleichheit in Österreich sehen 84,44% der Befragten als „immer größer werdend“.

Politische Anteilnahme ist für 80,51% sehr wichtig: ohne dem Recht zu wählen, könnten sie nicht glücklich sein. Vertrauen in die Politik hingegen scheinen nicht viele zu haben. 31,26% sagen aus, sie haben überhaupt kein Vertrauen.

Berechtigte Sorgen und eine gesunde Portion Optimismus

Wie in allen anderen Generationen löst die Pandemie Sorgen und zum Teil Unmut aus. Wie wird die Zukunft aussehen? Was sind die wirtschaftlichen Folgen von Corona und wie lange werden sie uns beschäftigen? Was bedeutet die Situation für Berufseinsteiger? Fragen, die man zurzeit noch nicht in ihrem vollen Ausmaß beantworten kann – auch, weil die Krise noch nicht vorbei ist.

Was aber aus den Umfrageergebnissen sichtbar wird – die junge Generation besitzt eine gesunde Portion Optimismus. Zwar wird die wirtschaftliche Situation durchaus als Grund zur Sorge angesehen, die Pandemie wird aber auch als Chance, die Dinge morgen besser zu machen, wahrgenommen. Solidarität mit Älteren und in der Gesellschaft allgemein ist vielen besonders wichtig, genauso Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Das macht Hoffnung, dass die nächsten Generationen etwas Positives aus der Situation mitnehmen und die Zukunft besser gestalten wird.

 

 

Quellen

https://www.generation-corona.at/ergebnisse.php?utm_source=int&utm_media=story

https://oe3.orf.at/generationcorona/stories/3012381/

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