Dem Fachmangel zum Trotz – wieso Personalumschulungen der Schlüssel zum Erfolg sein könnten

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Foto: Adobe Stock

Dass die scheinbar unaufhaltbare Entwicklung der Automatisierung Jobs fressen wird, das hört man schon seit Jahren. Dass dadurch auch viele neue potentielle Berufe entstehen, ebenfalls. Eine Anfang des Jahres publizierte Studie der Managementberatung McKinsey zu diesem Thema bringt Zahlen in die Diskussion – und einen bisher vielleicht nicht genug beachteten Ansatz. Mit Personalumschulungen – auf Englisch employee retrainings – können Unternehmen dem vielzitierten Fachkräftemangel vorausschauend entgegenwirken. Das Ziel dieser Maßnahme ist also der Erwerb neuer Kenntnisse und nicht die Vertiefung bereits vorhandener Fähigkeiten von Mitarbeiter:innen. 

Dr. Ranja Reda-Kouba, Associate Partner bei McKinsey Österreich, sprach erst kürzlich mit dem Kurier über den Talent Gap und über Lösungsansätze zum Thema Fachkräftemangel. Fazit des Artikels: “Statt nach Fachkräften zu fahnden, sollten Firmen nutzen, was sie haben und MitarbeiterInnen für Zukunftsjobs umschulen.

Let’s talk numbers

Die McKinsey Studie weist auf Folgendes hin: bis zu 600 Millionen Jobs weltweit werden der Automatisierung zum Opfer fallen – demgegenüber stehen jedoch 750 Millionen neue Arbeitsstellen. Auf Österreich umgemünzt ergibt die Studie, dass bis 2030 ca. 400.000-500.000 Arbeitnehmer:innen durch technologische Entwicklungen ihren Beruf wechseln werden müssen. Als Vergleich: weltweit sollen ca. 10,5 Millionen Arbeitnehmer:innen von grundlegenden Veränderungen betroffen sein. 6,5 Millionen davon werden sich umschulen oder erhebliche neue Fähigkeiten aneignen müssen und 4 Millionen werden wohl eine gänzlich neue Stelle benötigen.

Auf Basis der Berechnungen für Deutschland, wo die Automatisierung zu einem Fachkräftemangel von 700.000 Personen führen wird, rechnet man in Österreich mit 70.000 Menschen. Branchen wie die Hightech-Fertigung und Industrie sollen besonders stark tangiert sein. 

Die positive Nachricht – etwas Zeit ist noch. 2030 ist zwar nicht mehr weit entfernt, aber ein paar Jahre haben wir noch bis dahin. Zeit also, um sich Gedanken über die Zukunft zu machen – und wie man den prognostizierten Entwicklungen am besten gegenübertritt.

Förderungsmöglichkeiten für Umschulungen

Meistens werden Umschulungen von Arbeitgeber- sowie Arbeitnehmer:innen erst dann in Anspruch genommen, wenn Personen ihren Beruf nicht mehr ausüben können, beispielsweise in Folge von Krankheiten oder Verletzungen. Von zukunftsorientierten Umschulungen hört man jedoch selten. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, um sich selbst oder die eigene Belegschaft fit für die Arbeitswelt der Zukunft zu machen, ohne auf Kündigungen und kostenspielige Neubesetzungen setzen zu müssen.

In Österreich gibt es beispielsweise das Konzept der Bildungsteilzeit. Dieses gilt für Arbeitnehmer:innen, die sich in einem seit mindestens sechs Monaten durchgehend aufrechten Arbeitsverhältnis befinden. Hierbei wird die reguläre Arbeitszeit um ca. 25-50% reduziert, wobei die betroffene Person weiterhin mindestens 10 Stunden pro Woche arbeitet – die daraus gewonnene Zeit, ebenfalls mindestens 10h, wird für Umschulungszwecke verwendet. Für die entfallenden Stunden wird ein “Lohnersatz”, also das Bildungsteilzeitgeld, vom AMS ausbezahlt. Die Maximaldauer dieser Fördermaßnahme beträgt 24 Monate, das Minimum sind vier Monate wobei die Bildungsteilzeit auch in Teilen konsumiert werden kann – allerdings innerhalb von maximal vier Jahren. Eine gesetzliche Vereinbarung mit dem:der Arbeitgeber:in sowie ein Nachweis über die regelmäßige Teilnahme an einem Umschulungsprogramm müssen gegeben sein, da ansonsten das Fördergeld gestrichen wird. 

Ein weiteres, ebenfalls vom AMS gefördertes Konzept, ist die Bildungskarenz. Der Hintergrundgedanke ist ähnlich wie bei der Bildungsteilzeit, in diesem Fall wird man jedoch für die Dauer der Weiterbildung von der Arbeit freigestellt.

Die AMS Weiterbildungsdatenbank ist ein erste Anlaufstelle, um sich nach Ausbildungen umzusehen, die vom AMS finanziell gefördert werden. Ein ähnliches Informationsziel verfolgt auch die Datenbank für Kursförderungen in Österreich.

Die Arbeitswelt befindet sich in einem stetigen Wandel – sei es durch die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung oder durch globale Ereignisse wie die Corona-Pandemie. Wer im Voraus mitdenkt und bereit ist, bisher unbekannte Wege einzuschlagen, wird auch zukünftig Vorteile daraus ziehen. 

 

Quellen

https://www.linkedin.com/posts/ranja-reda-kouba-b9647a21_fachkräftemangel-umschulen-statt-einstellen-activity-6833443331574444032-bO0K/

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/buero-co/mckinsey-studie-millionen-arbeitnehmer-muessen-umschulen-17204971.html

https://www.ams.at/arbeitsuchende/aus-und-weiterbildung/so-foerdern-wir-ihre-aus–und-weiterbildung-/bildungsteilzeitgeld

https://aha-bildungsberatung.at/umschulung-durch-das-ams/#Umschulung_durch_den_AMS_aus_gesundheitlichen_Gruenden

https://www.ams.at/arbeitsuchende/aus-und-weiterbildung/bildungskarenz-weiterbildung-mit-einkommen

https://www.weiterbildungsdatenbank.at

https://erwachsenenbildung.at/bildungsinfo/kursfoerderung/

https://aha-bildungsberatung.at/umschulungsberufe/

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