Es gibt wohl kaum einen Menschen weltweit, den die Coronakrise nicht auf irgendeine Art und Weise beeinflusst hat – leider meist negativ. Vor eine besondere Herausforderung gestellt sehen sich auch Führungskräfte, nämlich wenn es um die richtige Mitarbeiterführung in Krisenzeiten geht.
Die Angst akzeptieren (1)
So manch eine Führungskraft denkt, sie dürfe vor ihren Angestellten keine Angst zeigen, sie nicht spüren lassen, wie sehr die Ungewissheit der Krise einen selbst beeinflusst. Obwohl dieses Thema immer noch eine Art gesellschaftliches Tabu ist, gehört die Angst zum Job einer Führungskraft dazu. Dabei kann man als Leader eine Menge dazugewinnen, wenn man sich dieser Angst erst einmal stellt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Angst und eine in Folge souveräne Umgangsweise damit, macht einen stärker, klarer, empathischer und allem voran – menschlicher.
Morra Aarons-Mele ist, unter anderem, Expertin für digitale Kommunikation und Autorin. In einem Artikel des Harvard Business Managers hat sie einen Vier-Schritte-Plan präsentiert, der dabei helfen soll, sich der Angst zu stellen und sie zu besiegen:
- Akzeptieren Sie, dass Sie Angst haben, und benennen Sie Ihre Gefühle. Erforschen Sie, was die Angst auslöst, und finden Sie heraus, ob Ihr Horrorszenario möglich und wahrscheinlich ist.
- Werden Sie aktiv, und steuern Sie das, was in Ihrer Macht liegt. Für alles, was Sie nicht kontrollieren können, brauchen Sie einen Notfallplan.
- Bitten Sie andere um Feedback, und sprechen Sie offen über Ängste.
- Bauen Sie sich ein Unterstützungssystem auf, und stärken Sie sich selbst.
Im Grunde genommen ist Angst ein sinnvolles Gefühl, das uns vor Schaden schützt. Wenn man sich genügend und richtig damit auseinandersetzt, bietet diese Emotion auch die Chance, kreative Lösungen für akute Krisensituationen zu finden. Bleibt die Angst unkontrolliert, lenkt sie uns ab, raubt uns Energie und führt möglicherweise zu schlechten Entscheidungen und kann uns somit schlimmstenfalls zum Fall bringen. Deshalb ist es umso wichtiger, sie in den Griff zu bekommen und zu versuchen, Positives daraus zu schöpfen.
Die richtigen Führungskompetenzen (2)
Neben dem richtigen Umgang mit der eigenen Angst ist es wichtig, über die richtigen Führungskompetenzen zu reflektieren. Mitarbeiter erwarten eine transparente, aktive und verantwortungsvolle Führung, die Sicherheit, Orientierung und Zuversicht bietet.
Empathische und wertschätzende Kommunikation ist unabdingbar – Empathie wirkt stabilisierend und motivierend auf Mitarbeiter, Wertschätzung und Anerkennung der Kompetenzen der Mitarbeiter trägt wiederum zu der Identifikation und mit dem Unternehmen bei und daraus resultierend zu einer gesteigerten Loyalität. Eine von Ehrlichkeit geprägte Haltung fördert die Bereitschaft der Mitarbeiter, notwendige Veränderungen in Krisensituationen mitzutragen.
Stichwort Vertrauenskultur (3)
Das Homeoffice ist mittlerweile (wieder) aus den meisten Betrieben nicht mehr wegzudenken. Die Coronakrise hat uns zum Umdenken und zum Umhandeln gezwungen. Für einen Teil der Führungskräfte war Homeoffice und der dahinterliegende New-Work-Ansatz schon länger Teil der Unternehmensstrategie und stellte somit keine besondere Herausforderung dar. Für nicht wenige andere war diese neue Anforderung eine große Umstellung. Immerhin bedeutet diese Arbeitsweise einen großen Teil an Kontrollverlust. Für Mitarbeiter ist es in einem solchen Worksetting wichtig, eine große Portion an intrinsischer Motivation zu besitzen.
Um das Homeoffice für beide Seiten so produktiv und effizient wie möglich zu machen, ist Vertrauen besonders wichtig. Für Mitarbeiter ein gewisses Maß an Handlungsfreiheit zu ermöglichen und sie selbst entscheiden zu lassen, wie sie am besten arbeiten, um dabei die klar umrissenen Ziele zu erreichen. Remote Leadership funktioniert dann, wenn Führungskräfte ihren Mitarbeitern Vertrauen schenken. Nicht zu Unrecht konstatiert Klaus Hansen, Partner der Personalberatung Odgers Berndtson, in seinem Kommentar im Handelsblatt: „Die Coronakrise ist ein Charaktertest für Führungskräfte“.
Für die Entstehung einer Vertrauenskultur ist es wichtig, dass Leader ihre Mitarbeiter zum selbstständigen Arbeiten befähigen und ein agiles Mindset fördern. Eine langfristige Vision zu verfolgen, klare übergeordnete Ziele vorzugeben und die Mitarbeiter von Anfang an miteinzubinden. Werden die Maßnahmen richtig umgesetzt, kann dies eine gut fundierte Basis für die Bildung einer langfristigen Vertrauenskultur bieten.
Fazit
Die Coronapandemie stellt Führungskräfte vor neue, unbekannte und nicht unbedingt leicht zu meisternde Schwierigkeiten. Leader können die Krise leichter bewältigen, wenn sie ihre Ängste konfrontieren und lernen, damit umzugehen.
Ein transparenter, wertschätzender und ehrlicher Führungsstil stabilisiert und motiviert Mitarbeiter und kann weiters zu einer stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen führen.
Die Schaffung einer Vertrauenskultur und das Loslassen vom absoluten Kontrollwunsch über die Mitarbeiter kann die Produktivität und Effizienz im derzeit so weit verbreiteten Homeoffice steigern und zudem ein gute Basis für eine eventuelle Erweiterung des New-Work-Modells für die Zukunft bilden.
Jeder und jede von uns muss gerade umdenken und neue Wege gehen – sei es im Alltag und im Privaten oder in der beruflichen Welt. Ein offenes Mindset und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren und alte Pfade zu verlassen sind gute Werkzeuge, um die Krise leichter zu bewältigen.
Quellen
https://www.humanresourcesmanager.de/news/leadership-fuehrung-in-zeiten-von-corona.html
