Management 2.0 – braucht die WEB 2.0-Generation noch Manager?

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Ein Gastbeitrag von Ing. Christian Öller, MBA, (Managing Partner, ISMO KG).


Management_20 Die Hypothese

Wenn eine Revolution in einem Land wie Tunesien ohne Anführer, nur mit Facebook und Twitter funktioniert, dann sollte es doch für Unternehmen ein Leichtes sein, sich im Sinne von Social Media (=WEB 2.0) im Kollektiv zu organisieren. Das eingesparte Budget der Managergehälter, Spesen und Abfertigungen können in Zukunft dafür verwendet werden, dass jeder im Unternehmen immer die letzte Version des iPhones hat. Soviel zur Hypothese, aber wo stehen wir heute.

 

Enterprise und Management 2.0

Es gibt den Begriff Management 2.0 wirklich und er ist auf Wikipedia (dzt. nur auf Englisch) bereits zu finden:

“Management 2.0 is the name given to certain management practices derived from the creation of a whole bunch of collaboration tools through the internet (i.e. blogs, wikis, etc.). Most current organizations have management behaviors that have been developed under a non-collaborative and usually hierarchical environment, and now are affected with new technologies and collaboration habits that while improving performance, represents a significant challenge for those familiar and comfortable with organizational boundaries and report chains.”

Der Einsatz von Social Media im Unternehmen auch Enterprise 2.0 genannt, beziehungsweise das Aufwachsen der heutigen Generation mit Facebook&Co wird keine neuen Managementansätze und Führungsmethoden hervorbringen, jedoch die bestehenden und seit Jahrzehnten von der Wissenschaft prolongierten Systeme aktivieren und zu einem schnelleren Durchbruch verhelfen. 

 

Zwei wesentliche Veränderungen

Ich möchte hier auf zwei wesentliche Veränderungen hinweisen, mit denen das Management von heute konfrontiert ist:

Change 2.0.1:

Die Industrierevolution ist vorbei, die Wissensgesellschaft hat begonnen. Der Mitarbeiter mit seinem Wissen und seiner Persönlichkeit steht im Mittelpunkt der Wertschöpfung des Unternehmens, nicht die Maschine. Auch wenn es in vielen Leitbildern niedergeschrieben ist,  welches Unternehmen sieht den Mitarbeiter wirklich als den Schlüssel zum Erfolg? Ich kenne wenige.

Die Mehrheit der Manager sieht den Menschen als Arbeitsmittel, das von 9.00-17.00 zu funktionieren hat, den Vorgaben folgt, ab und zu neu eingestellt werden muss (Mitarbeitergespräch) und regelmäßige Upgrades (Training) erhält. Verantwortlich dafür sind die Führungskräfte und der Bereich HR. Ein Übersetzung für Human Resources ist „Menschen Mittel“, ein Relikt aus dem Industriezeitalter? Aus meiner Sicht sind Menschen das einzige Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb. Social Media Tools im Unternehmenseinsatz machen die Leistungen, die Stärken und Interessen des Wissensarbeiters transparent und fördern die Zusammenarbeit. „Endlich“, wird sich jede Führungskraft denken, dabei aber vergessen, dass nun die Leistungen, die Meinungen und das Wissen der Mitarbeiter für alle einsehbar und nutzbar sind. Wo verbleibt die wichtige Filterrolle des Managers, die im bösen auch manchmal als Lehmschichte bezeichnet wird? Sie wird es nicht mehr geben.

Change 2.0.2:

Durch WEB 2.0 werden Teams, Abteilungen, Bereiche und die handelnden Führungskräfte transparenter und offener. Um das Potenzial auch zu nutzen, muss eine neue Form der Organisation erlaubt und gefördert werden – die virtuelle bzw. Netzwerkorganisation. (Abbildung unten, Quelle McKinsey)

Die Bedeutung in der Praxis möchte ich an zwei Beispielen zeigen:

Google ermöglicht jedem Mitarbeiter ein Innovationsprojekt zu starten. Er stellt seine Idee der Organisation vor. Bekommt er Mitstreiter für sein Vorhaben, kann er das Projekt zum Leben erwecken und erhält auch die budgetären Mittel dafür. Führungskräfte spielen hierbei keine Entscheidungsrolle. Ihre Aufgabe ist es Ihre Mitarbeiter zu motivieren, Projekte zu initiieren und auch bei anderen mitzuwirken.

Ein österreichisches Industrieunternehmen hat ein Corporate Directory mit ersten Social Network Komponenten aufgebaut, das bedeutet  Mitarbeiter können persönliche Informationen, wie Hobbies, Familienstand, Kinder, Ausbildungen, usw. einfügen. Dieses ergänzende Wissen wird im Unternehmen zum Vorteil aller Beteiligten genutzt. Ein Produktionsarbeiter wurde zur Führungskraft, weil er in seiner Freizeit Feuerwehrkommandant und Obmann eines Musikvereines war und somit bereits Erfahrung im Leadershipment vorweisen konnte.

Eine Kollegin in der Buchhaltung, die Arabistik als Hobby nannte, wurde für ein dringendes Vertriebsprojekt in Ägypten eingesetzt, da ihr Wissen über die arabische Kultur und Sprache gefragt war.

 

Die Antwort

Die Frage der Überschrift „Management 2.0 -  braucht die WEB 2.0-Generation in Zukunft noch Manager?“ gilt es noch zu beantworten:

Es sind Manager gefragt, die keine Angst vor Macht und Kontrollverlust durch Offenheit und Transparenz haben. Vielmehr noch, sie müssen den Paradigmenwechsel zum freien Wissensaustausch fernab von Hierarchien fordern und Social Media in ihrem Unternehmen fördern.

Der Manager, der diese Veränderungen als Chance sieht, sie als Teil der Unternehmensstrategie betrachtet und die Fähigkeit zu konsequenten Umsetzung hat, wird heute und in Zukunft gefragter sein denn je. Er transformiert zum Manager 2.0.

 

 
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Christian_OellerÜber den Gastautor: Ing. Christian Öller, MBA ist Managing Partner der ISMO KG. Er ist Management- und Social Media Berater zugleich. Er schafft für seine Kunden Wettbewerbsvorteile aus der Kombination seiner Erfahrung in der Management- und Social Meda Beratung gepaart mit der Fähigkeit Veränderungsprozesse zu begleiten. Mehr zu Christian Öller finden Sie auf: www.ismo.at oder auf seinem Xingprofil www.xing.com/profile/Christian_Oeller

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