Die Philosophie der Mitarbeiterführung

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In diesem Interview beantwortet Stefan Füreder, der Führungskraft ist und Philosophie studiert, wesentliche Fragen der Mitarbeiterführung:

  • Was ist die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter?
  • Was motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
  • Was soll ich als Führungskraft mit diesen Erkenntnissen anfangen?

 

Ein Gastbeitrag, der Führung aus der Sicht des praxisorientierten Philosophen behandelt: 

Gemeinhin werden die abstrakten Theoriegebäude der Philosophie kaum in Zusammenhang mit der Realität effizienter Mitarbeiterführung gebracht. Mehr noch: man verortet die Philosophie abseits ergebnisorientierter Prozesse in einer vergeistigten und selbstgefälligen Sphäre sich spiralförmig gen Himmel schraubender Luftschlösser.

Doch verdient die Philosophie diesen lebensfernen Nischenplatz abseits der unternehmerischen Wirklichkeit unserer Betriebe? Was kann sie uns zur Führung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und letztlich zur Gewinnung und Bindung unserer Kundinnen und Kunden sagen?

Spätestens gegen Ende seines Studiums wird auch der idealistischste Philosophiestudent erkennen, dass das Aufziehen bodenloser Gedankengebäude eben nicht der Philosophie letzter Schluss ist. Die Reise der Philosophie kann die Höhen erst dann erklimmen, wenn sie sich in die Tiefe zu den Wurzeln und zum Kern der Dinge begibt.

 

Was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen, was ist der Mensch? Es ist nur ein kleiner Schritt von Immanuel Kants vier Grundfragen der Philosophie zur nachfolgenden Frage:

Was ist die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter?

Zuerst ist sie/er eine Person, die stillen will, wonach ihr verlangt, wissen will, wenn sie die Neugierde treibt und finden will, was sie sucht. Als Mitarbeiterin und Mitarbeiter strebt sie nach Anerkennung, Erfolg, Wachstum, Entwicklung, Abwechslung und Sicherheit.

Kurz: die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter ist eine Person mit Bedürfnissen und Zielen, die sie zu erreichen sucht und die gegenwärtig noch nicht beziehungsweise nicht ausreichend erreicht sind.

Aus einer psychologischen Perspektive werden diese Ziele zu persönlichen Motiven und die veraltet anmutenden Begriffe von Streben oder Wollen zur Motivation einer Handlung. Schon erinnert sich der gelehrte Teamleiter an die Motivationstheorie von Abraham Maslow und denkt an deren berühmte Darstellung als Bedürfnispyramide. Der zufolge versucht der Mensch zuerst, seine grundlegenden Bedürfnisse zu stillen, um sich in den nächsten Schritten der Realisierung des Sicherheitsbedürfnisses, sozialer Bedürfnisse, seines Wertschätzungsbedürfnisses und schließlich dem Streben nach Selbstverwirklichung zuzuwenden.

Das Wollen selbst bleibt dabei immer aufrecht und findet keine finale Befriedigung.

Erster Schluss: Die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter ist ein wollendes, also ein motiviertes Wesen.

 

Dieser erste Schluss führt zur zweiten Frage:

Was motiviert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Geht es nach der Zwei-Faktoren-Theorie von Frederick Herzberg, dann reicht Geld allein niemals aus, um Sinndefizite, mangelnden Freiraum und Stress langfristig zu kompensieren.

Im Grunde aller Motivation sehnen wir uns nach der Identität mit unseren Zielen und letztlich nach unserer eigenen Identität, nach unserer nicht enden wollenden Selbstverwirklichung.

Eine intensive Erfahrung dieser Identität mit unseren Zielen erleben wir in der Musik, die es versteht, aus einer Aneinanderreihung verschiedener Noten in einem zeitlichen Ablauf einen Zustand von Harmonie zu bewirken, einen Gleichklang, der trotz Dissonanzen, die sich an geeigneter Stelle wieder auflösen, eine Identität aus Vielheit und so für uns motivierte Wesen einen ungemein befriedigenden Eindruck der Zusammenführung von Strebendem und Erstrebtem, von Motivation und Motiv schafft.

Ein glücklicher Mensch wäre einer, der sich immer weiter vervollkommnet, zitiert die T ageszeitung „Die Presse“ in ihrer Ausgabe vom 25. Mai 2013 den Leiter des Masterstudiums „Angewandte Ethik“ an der Uni Graz, Hans-Walter Ruckenbauer.

Diesen Glückszustand der Vervollkommnung erreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl in der Verwirklichung ihrer Ziele als auch in der Möglichkeit, sich in Zukunft an Zielen zu orientieren.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter streben nach Erfolg, nach Anerkennung und Weiterentwicklung und hören nach der Realisierung ihrer Ziele doch niemals auf, sich an diesen Motiven zu orientieren. Ihre Identität konstituiert sich demnach sowohl aus ihrem Sein im Sinne der erreichten Ziele als auch aus der Sehnsucht nach der Vereinigung mit Zielen, die in der Zukunft liegen.

Daraus folgt mein zweiter Schluss:

Das Wesen der Motivation ist

• Identität und
• Zukunft

 

Abschließend drängt sich noch eine entscheidende Frage aus dem Bereich der praktischen Philosophie auf:

Was soll ich als Führungskraft mit diesen Erkenntnissen anfangen?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind stets motiviert, ihre Ziele zu erreichen- es ist unsere Aufgabe als Führungskraft, die unternehmerischen Ziele als erstrebenswerten Inhalt ins Zentrum der Mitarbeitermotivation zu rücken und so die Visionen der Mitarbeiterin und des Mitarbeiters mit dem Kern unserer Unternehmensziele zur Deckung zu bringen.

Die Fragen wollen nicht enden: was ist der Kern unseres Produkts und unserer Leistung, deren Identität, an der sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren und so zu einem Teil ihrer Identität werden lassen können? Die Antwort auf diese Frage überlasse ich Ihnen, der geneigten Leserin und dem geneigten Leser.

Eine Vision ohne Identität wird zur bloßen Utopie, zum Wolkenkuckucksheim ohne Bodenhaftung, zu einer Philosophie ohne Inhalt. Umgekehrt steht Identität ohne Zukunft dem Wachstum im Weg und bewirkt das Absterben jeglicher Innovation.

Fazit: Am Beginn der Reise steht die Frage nach dem „Was ist?“ unsere Identität, der Kern unserer Leistung, unseres Produkts. Nur darauf baut die Zukunft, die Vision für die Unternehmensführung, die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und letztlich die Gewinnung und Bindung unserer Kundinnen und Kunden.

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Stefan Füreder Wien, legte bereits während seines Studiums der Philosophie  den Grundstein seiner beruflichen Karriere und engagiert sich fortan gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der Entwicklung nachhaltig erfolgreicher Kundenbeziehungen. Derzeit absolviert der gebürtige Linzer und Verkaufsleiter der EMOTION Marketing und Tourismus GmbH einen Diplomlehrgang an der SMA- Privatuniversität Hohe Warte in Wien. XING: https://www.xing.com/profile/Stefan_Fuereder2

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